Andrés Besson vom Foodtruck „Tacos los Carnales“ mit mexikanischen Tacos
Wie viele Foodtrucker träumte auch Andrés Besson von „Tacos los Carnales“ von einem eigenen Laden. Zwar konnte der 38-Jährige von seiner Leidenschaft, in einem Foodtruck mexikanisches Essen nach Köln zu bringen, schon leben, doch von einem Ladenlokal versprach er sich mehr finanzielle Sicherheit. Seit Mitte 2022 ist Andrés stolzer Besitzer eines Lokals direkt am Rhein. Aber erst mal zurück zu den Wurzeln:
Mexiko assoziiert Andrés, der aus Stuttgart stammt, mit guter Laune und gutem Wetter, aber auch mit gutem Essen. „Ich habe ganz viel Mexiko im Kopf“, sagt er lachend. „Unsere Mutter ist Mexikanerin und wir waren den Sommer über häufig in Mexiko. Hier in Deutschland gab es zur Belohnung für gute Schulnoten oft mexikanisches Essen. Das hat mich konditioniert.“
Als Besson 2005 zum Studium der Regionalwissenschaften Lateinamerika nach Köln kam, habe er als erstes recherchiert, ob es hier mexikanische Restaurants gibt. „Es gab 16 Treffer! Da wusste ich, dass ich in meiner Traumstadt war“, erzählt er. Die Freude hielt aber nur kurz. Denn als er die Läden abgeklapperte, sei ihm klar geworden: Das ist kein mexikanisches Essen, das ist bestenfalls Tex-Mex.
Bei einem Auslandsemester in Guadalajara, der zweitgrößten Stadt Mexikos, erfüllte sich der Student dann einen kleinen Traum und absolvierte ein Praktikum in einer Taqueria – einem Imbiss, in dem hauptsächlich Tacos verkauft werden. „Dort habe ich alles gelernt, was man über Tacos wissen muss“, sagt Besson.
Zurück in Deutschland ging das Studium dem Ende zu. Lust auf Büroarbeit hatte Andrés Besson nicht. Und in Köln gab es immer noch kein authentisches mexikanisches Restaurant, fand er. Also kochte er häufiger selbst mexikanisch, in seiner Wohngemeinschaft, zusammen mit seinem Bruder Adrian Kohlert. Daher der Name „Los Carnales“, die Brüder. „Wir haben gekocht, probiert, aufgeschrieben – und dann doch wieder alles verändert“, erzählt Andrés. „Die Zutaten, die man hier bekommt, sind doch schon andere als die in Mexiko.“
Mit einem gemieteten Zelt, einem Grill und einem Kühlschrank sind die beiden Brüder 2013 dann schließlich zum „Wutzsrock-Festival“ nach Hamburg gefahren, um dort ihre eigenen Tacos zu verkaufen. „Wir wollten gucken, ob uns das wirklich Spaß macht oder ob es nur eine romantische Idee ist. Und dann war es eine riesige Party“, erzählt der 38-Jährige voller Enthusiasmus.
Schnell habe festgestanden: Es muss ein Foodtruck her! Das sei weniger verbindlich als ein Lokal und lasse mehr Möglichkeiten, zu üben. In Berlin haben Besson und Kohlert dann ihren Anhänger gefunden und ihn in einer abenteuerlichen nächtlichen Autofahrt nach Köln überführt. Nachdem sie auf weiteren Musikfestivals ein bisschen Erfahrung sammeln konnten, hatten Tacos los Carnales dann 2014 in Köln auf dem „Street Food Festival“ in Odonien ihren Durchbruch: Innerhalb weniger Stunden seien alle Tacos aufgegessen gewesen und die Besucher nicht nur vom Essen, sondern auch von der fröhlichen Stimmung am Stand begeistert gewesen, erzählt er.
Das ist auch heute noch so: Um den bunten Foodtruck, der Donnerstag- und Freitagnachmittag vor der „Wohngemeinschaft“ im Belgischen Viertel in Köln steht, bildet sich in der späten Abendsonne eine Gruppe gut gelaunter Menschen. Die gute Laune kommt vermutlich auch daher, dass die Mexikaner in ihrem Foodtruck laut zu heimischer Musik mitträllern und dabei seelenruhig die Tacos belegen. Auf den handgemalten Schildern, die vor den Einmachgläsern mit verschiedenen Salsas stehen, steht „Koriander macht schön“ oder auch „Achtung, mild!“
Neben Quesadillas, einer Tortilla mit geschmolzenem Käse, gibt es Tacos mit Soja-Geschnetzeltem in einer speziellen Marinade und auch mit Süßkartoffeln oder mit „Tinga“ aus geräuchertem Tofu und roten Zwiebeln, frischem Koriander, Limettensaft und eine mexikanische Creme.
Und tatsächlich: Wenn man die Augen schließt und dem Zusammenspiel der Aromen nachspürt, kann man sich für einen kleinen Moment vorstellen, an einer belebten Straße in Mexiko zu stehen. Ob es den anderen Gästen genau so geht? Immerhin gehen hier ein einem Abend hunderte Tacos über die Theke.
Location im Rheinauhafen
Noch viel mehr sind es täglich in dem quirligen Lokal im Rheinauhafen, das Andrés im Sommer 2022 bezogen hat. „Das ist ein völlig anderes Arbeiten: viel größere Mengen, andere Prozesse, andere Aufgaben, viele neue Handgriffe für die vielen neuen Küchengeräte, die wir kaufen mussten“, erzählt Andrés. Der Laden war eigentlich alles andere als das, wovon er geträumt hat: große Fläche, poshe Gegend, neues, steriles Gebäude.
Trotzdem: „Als ich ihn dann gesehen habe, habe ich gesagt, DAS ist unser Laden!“, erinnert sich Andrés. Mit so einem großen Laden kann er mexikanisches Essen richtig groß rausbringen, war die Idee. Herausfordernd war, so Andrés, hier seine neue Rolle zu finden und die Qualität aus dem Foodtruck zu halten, weil die Prozesse andere sind. Neben Andrés hat „Tacos los Carnales“ seit dem Umzug mit Evan Beltran noch einen weiteren Eigentümer. Der Foodtruck ist und bleibt aber „Herz und Seele“, mit ihm hat alles angefangen, sagt Andrés.
Öffnungszeiten vom Ladenlokal und vom Foodtruck findet ihr auf der Homepage von „Tacos los Carnales“, ebenso Infos zu Events und zum Cateringservice.