Lukas Heimbach und Jacques Weis vom „Bambule’s“ Foodtruck mit Chili aus aller Welt

Der Traum vom eigenen Laden. Den haben wohl einige Foodtrucker. Auch die Cousins Lukas Heimbach und Jacques Weis. Ihr Traum hat sich erfüllt, sogar gleich doppelt. Dass dieser in der Realität möglicherweise ein bisschen anders aussieht, haben sie auch erlebt. Aber der Reihe nach:

Für die beiden Cousins begann alles auf einer Reise: Sie waren in Bolivien, Chile und Peru unterwegs, wo sie unterschiedliche Schmorgerichte und andere landestypische Gerichte probiert haben. „Irgendwo in Chile haben wir dann Chili con carne gegessen und uns gewundert. Chili kennt man in Deutschland ja eher vom Mexikaner“, erzählt Lukas. Da keimte schon die Idee, dass Chili ein so universelles Gericht ist, das man gut umwandeln kann – inspiriert von verschiedenen Landesküchen.

„Zurück zu Hause haben wir kleine Frikadellen gebraten und sie unterschiedlich gewürzt. So haben wir Schritt für Schritt unsere eigene Gewürzmischung kreiert und die Rezepte nach und nach weiterentwickelt.“ Irgendwann wurde die Idee der beiden Streetfood-Fans konkreter und die Bürojobs erschienen den beiden damals Ende 20-Jährigen zumindest langfristig immer weniger attraktiv. Lukas hat als Journalist gearbeitet, Jacques als Ertragsmanager bei einer Hotelkette.

Erst Foodtruck, dann Laden

2017 stand dann nur noch die Frage im Raum, ob sie mit einem Foodtruck oder mit einem Laden starten wollen. Bei der Planung sind die Cousins eher pragmatisch als mit leuchtenden Augen vorgegangen. „Heute sind wir super froh, dass wir mit einem Foodtruck angefangen haben. Das ging einfach viel schneller. Der Truck ist klein und kompakt, die Laufwege sind kurz und wir sind mit unseren Standorten flexibel“, sagt Lukas. „Die Atmosphäre ist entspannter, weil es hier unverbindlicher, unperfekter ist. Ein Gast erwartet mehr, wenn er im Laden sitzt.“ Am liebsten hätten sie einen „coolen amerikanischen Truck“ gehabt, sagen beide, aber der koste ein Vermögen, um die 100.000 Euro. Ihr Erspartes haben sie dann in einen Anhänger investiert und ihn selbst ausgebaut und mit einer bunten, auffälligen Folie bekleben lassen.

Mittagspause mit Geschmacksexplosion, sagt eine Kundin

Mit dem Foodtruck auf Festivals zu stehen „macht Bock“, weil die Leute Lust auf besonderes Essen haben, sagt Jacques. Aber mit ihren Mittagsstandorten haben sie mehr Planungssicherheit, etwa im Businesspark in Gremberghoven, wo sie vor allem von ihren Stammkunden profitieren. Hier wirkt der kunterbunte Wagen mit der Musik im Hintergrund wie eine Gute-Laune-Oase zwischen den Bürogebäuden.

Vor dem Truck bildet sich bei strahlendem Sonnenschein dann auch eine lange Schlange. Eher keine Anzugträger, junge Leute. Für sie sei das „eine Mittagspause mit Geschmacksexplosion“, sagt Kerstin, die bei Kienbaum arbeitet und öfter kommt. Der Preis für das Mittagessen sei mit 9,50 Euro hoch – vor allem im Vergleich zu subventioniertem Kantinenessen – aber gerechtfertigt.

Rund 80 Essen gehen hier in der Mittagszeit über die Theke. Lukas arbeitet im Flow der Musik, schnell, aber nicht hektisch. Der Klassiker wird am häufigsten bestellt. Andere überlegen noch, ob es heute klassisch, vegan oder eins der wechselnden Specials sein soll. Darunter waren schon ein rheinisches Brauhaus-Chili, ein ghanaisches Erdnuss-Chili und ein elsässisches Coq-au-vin-Chili.

Mittlerweile zwei eigene Läden

„Anfangs waren wir für die Zutaten sechs Stunden in fünf verschiedenen Läden mit drei Einkaufswagen unterwegs. Das Auto war voll bis oben hin, so dass der Beifahrer keinen Platz mehr hatte“, erinnert sich Jacques und lacht. „Danach standen wir teilweise bis drei Uhr nachts in der Küche und haben gekocht.“

Recht schnell kamen Lukas und Jacques auf die Idee, sich vom Großhändler beliefern zu lassen, eine Küche in Bensberg zu mieten und Köche einzustellen. So konnten sie das Chili für eine ganze Woche vorkochen und vakuumieren. Was den Ablauf angeht, haben sie – beide ohne Gastrokenntnisse – von der Erfahrung profitiert, die sie 2018 im „Laden Ein“ im Kölner Agnesviertel gemacht haben, Deutschlands erstem Pop-up-Restaurant, in dem alle zwei Wochen andere Streetfood-Anbieter den Restaurantbetrieb proben konnten. Eine gute Voraussetzung für ihren ersten eigenen Laden, den sie im April 2020 in der Südstadt eröffnet haben.

Erinnerungen: In der Küche in Bensberg schaufelt Koch Daniel Doetsch 70 kg Hackfleisch und 10 kg Speck in eine riesige Schüssel. Es zischt und dampft ordentlich. Parallel bereitet er die Brühe fürs Chili zu, indem er das geschnittene Gemüse mit Kohl und Champignons im Ofen anröstet. Das gibt mehr Umami. Um dem Chili ein besonderes Aroma zu verleihen, dreht Daniel noch Datteln und getrocknete Tomaten durch den Fleischwolf und häckselt in einer Maschine bergeweise Staudensellerie und 1,8 kg Knoblauch. Jacques, der gerne in der Küche aushilft, hackt 70 kg Petersilie. In einem Kessel, der die Größe einer Badewanne hat, kochen schwarze Bohnen, in Eimern quellen die Kichererbsen. Nach ein paar Stunden und vielen geheimen Zutaten mehr wird der Duft in der Küche immer komplexer, bis schließlich 1 bis 1,5 Tonnen Chili fertig für den Verkauf sind.

Bambule Foodtruck

Die gemietete Küche in Bensberg haben Bambule‘s gegen einen zweiten Laden im Belgischen Viertel eingetauscht, den sie im März 2023 eröffnet haben. Die ehemaligen Räume der alten Metzgerei sind ideal, um wöchentlich so viel Chili zu produzieren und vor allem zu lagern. Für den Foodtruck und den Laden in der Südstadt. Und: „Wer produziert schon im Herzen von Köln?“, sagt Lukas stolz.

Gleichzeitig erzählt er, dass sich das erst noch rechnen muss. Die Investition in die Küche, die Mieten und die Löhne ihrer Angestellten verschlingen ein Großteil der Einnahmen. Und: Je größer das Unternehmen wird, desto  mehr Zeit geht fürs Organisieren und Planen drauf. Eine 80-Stunden-Woche ist keine Seltenheit. Auch die Verantwortung wächst. Diese Gefühle erlebt man beim Träumen vom eigenen Laden wohl eher nicht. Für die Zukunft wünschen sich Lukas und Jacques, dass sich ihre beiden Läden tragen, so dass wieder mehr Zeit ist für Festivals, Abendmärkte oder Caterings mit dem Foodtruck ist.

Wenn ihr Lust auf Bambule’s Chili habt: Das gibt’s jeden Dienstag in Köln-Gremberghoven und jeden Donnerstagabend auf dem Rudolfplatz. Und natürlich in den Läden in der Südstadt und im Belgischen Viertel. Fürs eigene Catering könnt ihr Bambule’s auch mieten. Genaue Zeiten und alle Infos findet ihr auf der Homepage.