Michael Rolnik von den „Tigers‘ Frygers“ mit frittierten Burgern
Frittierte Burger waren eigentlich nicht der Plan. Aber bei Michael Rolnik, so scheint es, hat das Schicksal ein paar Fäden zusammengeführt: Wirtschaftswissen aus dem Studium, eine Gründer-Expertise, ein Super Bowl-Spiel mit hungrigen Gästen, viel Experimentierfreude und ein Portion Wagemut.
Der Plan – schon während des Studiums – war, sich mit Lukasz Kowejsza und Artem Sacharov selbstständig zu machen und eine Gründerberatung aufzubauen. Den perfekten Hintergrund dafür hatte das Trio bereits in der Tasche: Wissen aus den Bereichen Wirtschaftsingenieurwesen, BWL und Marketing zum Beispiel. „Die Idee war, dass wir kreativen Menschen mit einer gewissen Angst vor dem deutschen Bürokratie-Monster beim Gründen helfen“, erzählt Michael.
Menschen unterstützen, die eine coole Idee haben
Den ersten Kunden hatten sie auch schon im Visier: ein Kollege, der gerade aus den USA zurückkam, erzählte von köstlichen Spareribs-Sandwiches. „Er war Feuer und Flamme, hatte Rezepte im Gepäck, den Kochkurs schon gebucht und auch schon Geld für den eigenen Smoker zur Seite gelegt“, erinnert sich Michael. „Aber er hatte keine Ahnung, wie er das alles zusammenbringen sollte. Bock auf den Papierkram hatte er auch nicht. Das war genau das, was wir machen wollten: Menschen mit einer coolen Idee zu einem gewinnbringenden Unternehmen verhelfen.“ Ende 2016 war dann alles organisiert, was man für den Start braucht: Sie hatten die Unterlagen zur Gewerbeanmeldung zusammen, den Smoker gekauft, Rezepte entwickelt und unzählige Spareribs verdrückt.
Am 5. Februar 2017 war es dann soweit. Football-Fans mag das Datum bekannt vorkommen: An dem Tag fand in Houston, Texas, der Super Bowl statt. DAS Highlight der amerikanischen Football-Saison. Spareribs und Football? Ein super Match! Die ersten Kund:innen wollte die Truppe über eine Facebook-Gruppe gewinnen, in der sie ankündigten, dass sie pünktlich zum Event frische Spareribs verkaufen. Und dann das: Kurz vor Anpfiff war nichts mehr übrig, sie hatten aus dem Stand heraus 40 Gerichte verkauft.
Aus den Resten im Kühlschrank entsteht eine Idee
„Eigentlich hatten wir geplant, gemeinsam das Spiel zu gucken und dabei dann auch etwas von den Spareribs zu essen“, erzählt Michael. Bei einem recht ernüchternden Blick in den Kühlschrank fanden die Jungs lediglich eine Portion Hackfleisch, etwas Käse und ein paar Gurken. „Da erinnerte sich Lukasz an ein Video, das er mal gesehen hatte, in dem Burger frittiert wurden. Und da wir ja ohnehin bis 5 Uhr aufbleiben wollten, kam uns die Idee, das einfach mal auszuprobieren.“ Im Internet recherchierten sie schnell nach einem geeigneten Teig, einem Langosch-Teig. „Das hat nur OK geklappt“, lacht Michael.
Aber die Idee eines eigenen Foodtrucks mit frittierten Burgern, die Tigers‘ Frygers, war geboren. Und: Obwohl sie bei dem Spareribs-Projekt ihres Kollegen schon weit gekommen waren war, musste sie das aufs Eis legen. „Unser Kommilitone hatte von seinen Eltern das Startkapital zur Gründung zugesichert bekommen, allerdings unter der Bedingung, dass er zuerst seinen Abschluss schafft. Das hätte noch dauern können. Aber da wir schon so viel Arbeit in das Projekt gesteckt hatten, haben wir beschlossen, unser eigenes Ding draus zu machen.“
Sie legten direkt mit dem Experimentieren los und probierten zahlreiche Rezepte aus. Hilfreich war ihre Gastro-Affinität: Michael hatte erst als Kellner, später dann im Bereich Veranstaltung, Events und Catering gearbeitet. Praxiserfahrung und gute Kontakte hatten sie also schon im Gepäck. Was fehlte war ein Startkapital. Statt Foodtruck mussten ein Zelt, ein paar Tische und Fritteusen reichen. Denn schon im März, ein paar Wochen nachdem die Idee mit den frittierten Burgen geboren war, zogen sie schon los, um auf Streetfood-Festivals auszuprobieren, wie ihr Gericht ankommt.
Frittierte Burger kommen gut an
„Bei unserem ersten Festival waren wir super aufgeregt, aber auch total fokussiert und wir haben zwei Tage von früh bis spät durchgearbeitet. Aber unsere Burger sind direkt gut angekommen. Wir waren kaputt und glücklich“, erinnert sich Michael. Das war der Beginn einer erfolgreichen Streetfood-Karriere.
In den nächsten Jahren wächst das Unternehmen: Ein zweites Zelt, ein Trailer und Mitarbeiter kommen dazu. Tigers‘ Frygers verkaufen ihre frittierten Burger beim Abendmarkt „Meet & Eat“ auf dem Kölner Rudolfplatz, am Wochenende auf Festivals und immer häufiger auch auf Caterings. Das Studium gerät immer mehr in den Hintergrund, der Fokus gilt dem Unternehmen. „Wir haben darin eine echte Chance gesehen und viel Zeit und Energie in das Unternehmen gesteckt, auch wenn wir wussten, dass wir uns damit keine goldene Nase verdienen können“, sagt Michael.
Corona macht einen Strich durch die Rechnung
Und dann kam die Corona-Pandemie. „Die Einschränkungen haben einen großen Tribut gefordert: Da alle Veranstaltungen abgesagt wurden, mussten wir überlegen, wie wir die Kosten reduzieren und das Unternehmen am Leben halten können,“ erzählt Michael. So zogen sich zunächst Artem, der zu dem Zeitpunkt schon Vollzeit beschäftigt war, und nach dem Abschluss des Masterstudiums auch Lukasz aus dem operativen Geschäft zurück. Sie halfen noch unentgeltlich im Hintergrund. Michael bleibt am Ball und formuliert, was er an der Streetfood-Küche vor allem schätzt. „Es ist befriedigend, etwas zu schaffen und auch direkt Feedback zu bekommen. Wir sind nah an den Gästen, die können zusehen, wie wir ihre Portion zubereiten und wir können uns mit ihnen unterhalten.“
Und das sieht dann so aus: Ein hauchdünner Teig rattert durch die Nudelmaschine. Diesen legt ein Mitarbeiter dann auf einen selbstgebauten Tresen, in dem eine kleine, vorgefertigte Mulde ist; sie hat exakt die Größe eines Burgers. Auf den Teig kommen dann je nach gewünschtem Burger die Zutaten: Zum Beispiel eine selbstgemachte Tomatensalsa, Rucola, Zwiebeln, Tomaten, Gewürzgurken und Cheddar für den „Classic Fryger“ oder Camembert, ein hausgemachtes Balsamico-Zwiebel-Chutney und Knoblauchsoße für den „Camembert Fryger“. Darauf kommt dann ein flaches, angebratenes Patty. Verschlossen wird der Burger dann mit einer zweiten dünnen Portion Teig bevor er für wenige Minuten in das brutzelnde Fett kommt.